Brockengespenst – Was macht ein Gespenst auf dem Brocken?

Heute erklären wir ein seltsames Phänomen, das ihr vielleicht schon mal selbst beobachten konntet: das Brockengespenst. Es tritt auf, wenn man z.B. auf einem Berg ist, die Sonne relativ tief steht und der eigene Schatten auf eine Nebel- oder Wolkenwand fällt. Der Schatten zeigt natürlich eine menschliche Gestalt, die jedoch durch den niedrigen Sonnenstand oft perspektivisch verzerrt und vergrößert erscheint. Dazu kommt, dass der Nebel hin und her wabert, sodass der Schatten sich scheinbar bewegt. In Verbindung mit dem schummrigen Licht und der fehlenden Orientierung im Nebel kann ein durchaus unheimlicher Eindruck entstehen. Der Name dieses Phänomens kommt tatsächlich vom Brocken im Harz, weil es dort zum ersten Mal dokumentiert wurde. Natürlich ist es bei passenden Wetterbedingungen auch auf allen anderen Bergen zu beobachten und häufig auch aus dem Flugzeug, wenn der Flugzeugschatten auf eine tiefere Wolkenschicht fällt. Oft zeigt sich in Verbindung mit dem Brockengespenst ein weiteres optisches Phänomen, die Glorie. Sie entsteht durch Streuung und Beugung des Lichts an den Nebel- oder Wolkentröpfchen und erscheint als helle Fläche umgeben von farbigen Kreisen hinter dem Schatten. Das Erscheinungsbild erinnert manchmal an die Darstellung von Heiligen in alten Gemälden und verleiht dem Brockengespenst noch etwas zusätzlich Mystisches. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht und weiß, worauf man achten muss, gibt es viel zu entdecken. Vielleicht könnt ihr ja auch bei der nächsten Bergwanderung oder wenn ihr im Flugzeug sitzt, ein Brockengespenst mit Glorie beobachten.

Text: Felix Herz
Zeichnung: Tracy Kiszler